An(ge)dacht

Innerer Monolog Jesu im Garten Gethsemane kurz vor seiner Verhaftung

In Anlehnung an Matthäus 20 & Lukas 22

Ich bin so ängstlich und voller Trauer. „Meine Seele ist zu Tode betrübt“ (Mt 26,38), das habe ich eben zu meinen engsten Freunden und Jüngern gesagt, Vater. Ich würde sie gerne noch weiter mitnehmen. Aber ich muss allein mit dir sprechen. Das würden sie sowieso nicht verstehen. Aber es tut gut zu wissen, dass sie nur ein paar Schritte weit weg sind. Vor allem, dass Petrus dabei ist. Mein bester Freund.

Oh Gott, ich kann nicht mehr. Ich fühle mich ganz komisch. Was ist los mit mir? Fühlt sich so eine Panikattake an? Ich habe Todesangst (Lk 22, 44). Ruhig bleiben! Bloß ruhig bleiben. Heute kommt noch Einiges auf mich zu, wo ich durchhalten muss. Einatmen. Ausatmen. Ruhig einatmen, 1,2,3,4,5,6,7,8 und ausatmen……

Papa? Bitte hör mir zu! Ich will nicht, ich glaub ich schaff‘ das nicht, mich ans Kreuz hängen zu lassen. So kenne ich mich selber gar nicht. Ich hätte nicht gedacht, dass es schon vor meiner Hinrichtung so schlimm sein würde. Ich wusste ja mein Leben lang, dass das auf mich zukommen würde… Aber  trotzdem habe ich jetzt kurz vorher unglaubliche Angst, Vater. Hilf mir! Bitte sei für mich da. Ich habe mich noch nie so verunsichert gefühlt, so hilflos, so ausgeliefert. Es fühlt sich so erbärmlich an, jetzt einfach eine Marionette in der Heilsgeschichte der Menschheit zu sein. Was hab ich getan, dass ich dafür herhalten muss?? Genau das ist es ja…, weil ich der Einzige bin, der nichts Schlechtes getan hat in dieser Welt. Deshalb muss genau ich sterben. Ich weiß ja…

Ich möchte das auch tun für die Menschen, damit sie von ihrer Sünde erlöst und wir zusammen im Himmel sein werden. Aber jetzt, wo mir der grausame Schritt, der dorthin führt, kurz bevor steht, fällt es mir unglaublich schwer es durchzuziehen, es mit mir machen zu lassen. Meiner Vorherbestimmung, grausam getötet zu werden, zu folgen. „Mein Vater, wenn es möglich ist, lass diesen bitteren Kelch an mir vorübergehen! Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst“ (Mt 26,39).